Kritischer Agrarbericht 2022

Die notwendige Transformation der Landwirtschaft angehen

 

Pünktlich zur Grünen Woche 2022, die auch dieses Jahr wieder aufgrund der Pandemie nur online stattfand, erschien der Kritische Agrarbericht 2022 mit dem Schwerpunkt: Preis Werte Lebensmittel. Zugleich ist es eine Jubiläumsausgabe. Der Kritische Agrarbericht erscheint nun zum 30-mal. “Wir haben nie gewagt zu hoffen, das wir 30 Jahre schaffen”, ist Dr. Frieder Thomas vom Agrarbündnis bei der Vorstellung selbst überrascht. Der Kritische Agrarbericht dokumentiert jährlich die Vielfalt der politischen Debatte mit fundierter Kritik am derzeitigen Agrarsystem, aber auch mit Konzepten, Ideen und gelungenen Praxisbeispielen, wie es anders gehen könnte, heißt es bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des 352 Seiten umfassenden Bandes.

 

In elf Kapiteln geht es um die Themen: Agrarpolitik und soziale Lage. Schwerpunkt ist die Soziale Situation auf den Höfen bei der Transformation der Landwirtschaft – mit der Aufforderung diesem Thema stärkere Beachtung zu schenken. In den weiteren Kapiteln werden unter anderem die Themen Welthandel und Ernährung, Ökologischer Landbau, Produktion und Markt, Regionalentwicklung, Natur und Umwelt, Tierschutz und Tierhaltung, Gemtechnik, Verbraucher und Ernährungskultur behandelt.

 

Reformstau auflösen

 

Zuversichtlich äußerte sich Frieder Thomas bezüglich der neuen Bundesregierung: Vieles von dem, was in den Verbänden an Positionen und Konzepten erarbeitet worden sei, finde sich auch im Koalitionsvertrag wieder, lobt er die neue Regierung. Es sei nun notwendig, den Reformstau aufzulösen und die dringend notwendige Transformation der Landwirtschaft anzugehen. Dazu führt Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) , aus: ”Warum die Bundesregierung sich 30 Prozent Bio vorneimmt und Öko als Leitbild für den Umbau etabliert? Weil Bio ein Umbauprogramm für die Landwirtschaft, Lebensmittelherstellung und Ernährung ist.” Das gebe Höfen eine Perspektive, vermeidet chemisch synthetische Pestrizide, hält Tiere artgerecht, macht Ernährungsstile nachhaltiger und schützt das Klima.

 

Es geht auch um die Preise

 

Es geht aber nicht nur um Fördermittel, sondern auch um Preise. So finden sich zwei Berichte im neuen Agrarbericht wie eine gerechte Verteilung der Wertschöpfungsketten, wie zum Beispiel in Frankreich und Spanien, gesetzliche Bestimmungen verhindern, dass Verarbeiter und Handel die Erzeugerpreise unter die Produktionspreise drücken können. Ähnliche Maßnahmen erwartet Frieder Thomas nun auch von der Bundesregierung. Doch sei das Thema Preise viel komplexer. Im Kritischen Agrarbericht wird darauf eingegangen, dass die “unsichtbaren” externen Kosten der Lebensmittelproduktion, die zu Lasten der Natur, der Allgemeinheit oder zukünftiger Generationen gehen, eingepreist werden müssten.

Die Bundesregierung müsse einen guten Aktionsplan zimmern, genug investieren, eine sinnvolle Infrastruktur entwickeln, forschen, ausbilden und Absatzpotentiale heben, führte Tina Andres weiter aus. Ein Leitbild für den Umbau seien die über 50.000 Höfe, Hersteller und Händler, die über die letzten Jahrzehnte hinweg einen “echten Toprunner” geschaffen hätten und mit gutem Beispiel vorangegangen sind.

Volker Voss

 

Kritischer Agrarbericht 2022

ISBN: 978-3-930413-70-6
352 Seiten, 25,- €
Hrsg. AgrarBündnis e.V.
www.kritischer-agrarbericht.de