"Mein Freund der Baum”

Baumriesen und Naturdenkmale in Berlin

 

In ihren Song “Mein Freund der Baum” besang einst die berühmte, 1969 verstorbene deutsche Schlagersängerin Alexandra das Schicksal eines Baumes, zu dem sie in Kindertagen eine besondere Beziehung hatte und der traurigerweise gefällt wurde. Nicht selten aber haben Bäume eine lange Geschichte hinter sich und haben die Menschen, die sie mal gepflanzt haben, bei weitem überlebt. Bei einem aufmerksamen Spaziergang durch Berlin findet man sie, die Baumriesen und Baumdenkmale und überhaupt exotisch anmutende Bäume, die augrund ihrer besonderen “Stellung” teilweise sogar zu einem Naturdenkmal erkoren wurden, während andere kurzerhand aus baurechtlichen Überlegungen mal einem Neubau oder einer neuen Straße weichen mussten oder Umwelteinflüsse sie dahin gerafft haben.

 

Oftmals kaum bemerkt

 

Bei so einem aufmerksamen Spaziergang kann der Naturliebhaber sie kennenlernen und bewundern. Oft muss man schon genauer hinschauen, um sie hier in der Stadt zu bemerken. Denn in der Hast des Alltag entgehen sie einem oftmals der Aufmerksamkeit. Nicht immer befinden sich diese besonders schützenswerten Bäume in Wäldern und Parks, wo man sie eher vermutet, sondern an den unmöglichsten Stellen mitten in der Stadt, so beispielsweise an verkehrsreichen Straßen und Baustellen. Doch haben diese Bäume oft etwas Besonderes, warum sie zu Naturdenkmalen erkoren wurden:

 

Laut Verordnung zum Schutz von Naturdenkmalen in Berlin vom 20. Mai 2021 sind das:

 

  • Einzelne Bäume und Findlinge, die als Naturdenkmale geschützt werden, erfüllen ein oder mehrere Kriterien für die Schutzwürdigkeit.

  • Von Bedeutung für die Wissenschaft ist ein Baum beispielsweise, wenn er besondere Eigenschaften aufweist oder in außergewöhnlicher Form wächst. Auch Bäume, die sich durch ihre besondere Anpassungsfähigkeit an klimatische Veränderungen auszeichnen, sind für die Wissenschaft von Bedeutung.

  • Ein Zeugnis der Naturgeschichte sind unter anderem Bäume, die ein bedeutsamer Restbestand der ursprünglichen Naturlandschaft sind, oder Findlinge, die während der Eiszeit nach Berlin verdriftet wurden.

  • Von Bedeutung für die Landeskunde sind Bäume und Findlinge, wenn sie beispielsweise in Zusammenhang mit einem bestimmten historischen Ereignis stehen, besonders bekannt sind, z. B. wiederholt in Kunstwerken dargestellt wurden, oder weil dort regelmäßige Veranstaltungen abgehalten wurden.

  • Gegenüber anderen Bäumen und Gesteinsbrocken können sich naturdenkmalwürdige Bäume und Findlinge auch durch ihre Seltenheit, Eigenart oder Schönheit auszeichnen.

Baumriesen: Einige wichtige Merkmale großer alter Bäume sind tiefe und ausgedehnte Wurzelgeflechte, große Höhlen, große Seitenästen, ausgedehnte Baumkronen, produktive Blüten mit hoher Samenbildung sowie eine tief zerklüftete Rinde.

Verschiedene Lebensphasen

 

“Bäume haben eine andere Zeitdimesion als Menschen”, sagte Astrid Höfer, zertifizierte Stadtnaturführerin, bei einem Rundgang, beginnend am Steglitzer Kreisel. Denn auch Bäume haben verschiedene Lebensphasen – bis hin zu ihren Verfall, der durchaus aber erst nach hunderten von Jahren eintritt. Die Tausendjährige Eiche in Markt Küps in Oberfranken, ebenfalls ein Naturdenkmal, hat es altersmäßig bereits geschafft, die tausender Marke zu knacken. Allerdings können Eichen hierzulande durchaus bis zu 1.000 Jahre alt werden.

 

Man könnte sie fast bemitleiden, die alte Eiche direkt am Steglitzer Kreisel, Schloßstraße 81, um mal einige Beispiele aufzuzeigen. Neben dem ehemals skandalträchtigen Hochhausklotz, über einen langen Zeitraum Steglitzer Rathaus, erbaut in den Siebzigern, der gerade astbestsaniert wird und die nun neben einem Baugerüst steht, wo auch noch der Berufsverkehr vorbeirauscht. Sie wurde dort 1871 aus Anlass des Deutsch-Französischen Friedensvertrag gepflanzt und hat den Status eines Naturdenkmals.

 

708 Naturdenkmale in Berlin

 

Gar nicht weit entfernt, auf der anderen Straßenseite, sehr ruhig gelegen im Park der nahe gelegenen Schwartz'schen Villa stehen weitere imposante Bäume. Unter anderem kann man hier drei großgewachsene Gemeine Eiben, eine zweistämmige Kaukasischen Flügelnuss sowie eine imposante Blutbuche bewundern.

 

Empfehlenswert ist unter anderem auch ein Spaziergang entlang der Uferpromenade am Tretower Park, wo sich einige exotisch anmutende Baumexemplare, teilweise auch unter Naturdenkmalschutz, befinden.

 

Insgesamt stehen in Berlin 708 Naturdenmale unter besonderem Schutz, darunter befinden sich 638 Bäume und 70 Findlinge. Und darüber hinaus gibt es viele Baumriesen oder überhaupt auffällig außergewöhnliche Exemplare, die diesen Status nicht haben, aber aufgrund ihrer außergewöhnlichen Form immer wieder bewundert werden. Unter folgendem Link sind alle Berliner Naturdenkmale aufgelistet: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Naturdenkmale_in_Berlin

 

Bäume empfinden auch Schmerzen

 

“Naturdenkmäler sind rechtsverbindlich festgesetzte Einzelschöpfungen der Natur”, wie es im Bundesnaturschutzgesetz (BnatSchG) steht. Bäume können auch Schmerzen empfinden. Davon ist der deutsche Baumexperte und Buchautor Peter Wohlleben überzeugt. In seinem Wald wird deshalb große Rücksicht auf die Bäume genommen. Frantisek Baluska, Professor der Pflanzen-Neurobiologie in Bonn, will ebenfalls nicht ausschliessen, dass Bäume auch Schmerzen empfinden. Sicher ist, dass Bäume empfindlich seien, sagt er. “Wurzeln reagieren bereits auf Berührungen, die 100 bis 1000 Mal kleiner sind als solche, die ein Mensch oder Tier wahrnimmt”, fand Professor Baluska heraus. Außerdem würden Wurzeln bereits aus der Ferne spüren, wo Quellen oder Nährstoffe sind und wachsen in die entsprechende Richtung.

 

Das Alter errechnen

 

Wer aber genau wissen möchte, wie alt ein Baum ist, kann das mit folgender Methode heraus finden: In einem Meter Höhe wird der Umfang des Baumes gemessen. Das Ergebnis in cm dividiert durch 3 ergibt das Mindestalter, durch 2 das Höchstalter.

Volker Voss