Verbraucherpolitisches Forum 2021 auf der digitalen Grünen Woche

Thema: Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf

Auch dieses Jahr fand während der Grünen Woche in Berlin wieder das Verbraucherpolitische Forum der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) statt – wenn auch nicht in gewohnter Form vor Ort, sondern coronabedingt diesmal rein digital. Thematisch ging es um “Nachhaltige Lebensmittelproduktion – Welchen Preis zahlen wir?” Diskutiert wurde über die wahren Kosten unserer Lebensmittelproduktion, die Möglichkeiten und Grenzen von Siegeln und die Notwendigkeit von gesetzlichen Rahmenbedingungen.​

Einerseits sind überfüllte Schweineställe zu beklagen, aber auf der anderen Seite ist da der kritischer werdende Verbraucher, der immer mehr Wert legt auf nachhaltige Produkte, stellt Prof. Klaus Grunert von der Aarhus Universität (Dänemark) fest. Doch wann ist Nachhaltigkeit gegeben und wie kommen wir dahin?, stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage. Es gibt eine Vielzahl von Labels, die alle Nachhaltigkeit versprechen, aber bei denen man schon aufgrund der Vielzahl den Überblick verliert.

“Es bedarf einer glaubwürdigen Kommunikation von Produkteigenschaften als Voraussetzung für einen grünen Umbau der Landwirtschaft”, so Prof. Klaus Grunert. Denn Nachhaltigkeit könne man weder sehen noch schmecken, so dass es für die Verbraucher schwer ist, den Überblick zu behalten beziehungsweis festzustellen, ob es sich überhaupt um nachhaltige Produkte handelt. Wann sagen die Preise die Wahrheit aus, nämlich dass alle Umweltschäden, die bei der Produktion entstehen, miteinbezogen werden. Doch wie können vertrauenswürdige Labels aussehen? Beispielsweise müsste irreführende Werbung unterbunden werden. Dazu bedarf es einheitlicher Standards. Schwierig wird es jedoch, alles in einem Label zusammen zu fassen.

Unfaire Handelspraktiken verbieten

Vzbv-Vorstand Klaus Müller mekte an, dass nicht allein die Verbraucher durch ihren Einkauf Missstände in der Produktion von Lebensmitteln korrigieren könnten. Er appellierte an die Bundesregierung, Konzerne durch Regelungen wie das Lieferkettengesetz und die Richtlinie über unlautere Handelspraktiken in die Pflicht zu nehmen. Um der ruinösen Preispolitik ein Ende zu setzen, müssten Dumpingpreise und unfaire Handelspraktiken generell verboten werden, sagte Marita Wiggerthale, Referentin für Welternährung und globale Agrarfragen bei Oxfam Deutschland.

Wollte man tatsächlich auch alle Folgekosten miteinbeziehen, würde dies unweigerlich zu höhren Preisen führen, wurde festgestellt. So kam dazu der Vorschlag, dass dann widerrum der Mindestlohn erhöht werden müsste, aber auch der Hartz IV-Satz, damit Menschen der unteren Einkommengruppen nicht benachteiligt würden.

Eine aktuelle Umfrage der vzbv unter Verbrauchern ergab dazu folgende Ergebnisse:

  • Beim Kauf von Lebensmitteln sind den Befragten gute Arbeitsbedingungen für Beschäftigte in der Lebensmittelproduktion und die Einhaltung hoher Tierschutzstandards (jeweils 95 Prozent „eher bzw. sehr wichtig“) am wichtigsten.

  • Die Einhaltung hoher Umweltstandards ist für 92 Prozent der Befragten „eher“ bzw. „sehr wichtig“, ebenfalls 92 Prozent der Befragten legt Wert darauf, dass die angebotenen Lebensmittel aus der Region kommen.

  • Niedrige Preise für Lebensmittel sind dagegen nur für 40 Prozent der Verbraucher „sehr“ bzw. „eher wichtig“. Für 90 Prozent der Befragten ist es „sehr“ bzw. „eher schwer erkennbar“, ob die Produzenten einen fairen Preis erhalten haben. Die Einhaltung hoher Umweltschutzstandards in der Lebensmittelproduktion ist für 87 Prozent der Befragten „sehr“ bzw. „eher schwer erkennbar.“

  • Gut acht von zehn Befragten (81 Prozent) denken, dass Landwirte in Deutschland für die von ihnen produzierten Lebensmittel keine fairen Preise erhalten.Knapp zwei Drittel (65 Prozent) der befragten Verbraucher sind dafür, die Folgekosten der Landwirtschaft wie z. B. Umweltschäden in die Preisbildung von Lebensmitteln miteinzubeziehen, auch wenn diese dadurch teurer werden. Zustimmung dafür gab es insbesondere von jüngeren Befragten.

    Volker Voss

Weitere Infos unter: www.vzbv.de