Einfach gesünder essen

 

Fertiglebensmittel unter die Lupe genommen

 

Die Message war klar und unmissverständlich: “Wir wollen einfach gesünder essen”, so Moderatorin Tanja Busse, zur Eröffnung des Verbraucherpolitischen Forums auf der diesjährigen Grünen Woche in Berlin. Darum heißt es: “Du entscheidest, was du ist, doch wie sieht es in der Realität aus?,” fragt Klaus Müller, Vorstand Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in die Runde. Um diese, zunächst einfach formulierten Grundsätze in die Tat umzusetzen, bedarf es einiger Anstrengungen: faire Regeln und gesetzgeberische Unterstützung und ein vielfältiges Angebot, das nicht nur, wie heute weit verbreitet, aus schönen Bildchen und Labels auf den Lebensmittelverpackungen besteht.

So hat die Verbraucherzentrale Bundesverband seit über einem Jahr Zucker, Fett und Salz in Fertiglebensmitteln unter die Lupe genommen. Schließlich gibt es die Reduktionsstrategie der Bundesregierung, die unser Essen gesünder machen soll. Der Nutri-Score ist allerdings nur als erweiterte, freiwillige Nährwertkennzeichnung vorgesehen, was in der Praxis kaum funktionierte.

Die Verbraucherzentrale Bundesverbund erinnert daran, dass es seit Jahren eine intensive Diskussion in Deutschland über eine verbesserte gesunde Ernährung gibt, und zwar über Themen wie Lebensmittelampel, Ernährungsbildung oder Zuckersteuer. “Doch viele Jahre passierte: kaum etwas”, stellte die vzbv ernüchternd fest. Zwar hatte die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag eine Nationale Reduktionsstrategie für weniger Zucker, Fett und Salz vereinbart, die dann im Dezember 2018 vom Kabinett beschlossen wurde, aber kaum Wirkung zeigte.

 

Klare Vorgaben, statt Selbstverpflichtung

 

Teil dieser Nationalen Reduktionsstrategie ist eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie. Das reicht jedoch nicht: Der vzbv fordert nun von der Bundesregierung die Ziele der Nationalen Reduktionsstrategie verbindlicher, schärfer und transparenter zu gestalten. Kinder müssten ganz besonders geschützt werden. “Ein Verbot von an Kinder gerichtetes Marketing ist notwendig, wenn Produkte nicht den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation entsprechen, fordert der vzbv. “Unser Geschmack wird früh geprägt”, erinnert Klaus Müller. Gerade was Kindern angeboten werde, seien oft die reinsten Zuckerbomben und verweist ebenso auf die ungesunden Fast Food Angebote.

Über 50 Prozent der Erwachsenen und 15 Prozent der Kinder seien übergewichtig, weiß Professor Dr. Armin Spiller von der Georg-August-Universität Göttingen, Department für Agrarökonomie. Deutschland greife im Vergleich zu anderen EU-Ländern am wenigsten ein, kritisiert er. Eine aktuelle Umfrage der Verbraucherzentrale Bundesverband ergab, dass rund zwei Drittel der Verbraucher staatliche Maßnahmen zur Stärkung einer gesunden Ernährung befüfworten.

 

Volker Voss